Reiki: Historische Entwicklung

Reiki musste eine aufregende historische Reise durchlaufen, um zu dem zu werden, was es heute ist. Entstanden aus einer Mischung aus der einheimischen japanischen Spiritualität (Shinto) und dem soziokulturellen Rahmen in Japan und beeinflusst durch verschiedene kulturelle und politische Ereignisse (einschließlich der durch die Weltkriege verursachten Umstände), hat es schließlich seinen Weg in den Westen und den Rest der Welt gefunden. Aufgrund eben dieser politischen Einflüsse geriet die ursprüngliche Geschichte und Praxis von Reiki jedoch fast in Vergessenheit, und es dauerte fast ein Jahrhundert, bis wir diese Ursprünge wiederentdeckten.

Im Folgenden sind einige der wichtigsten Stationen der Geschichte von Reiki gelistet, die auch die Entwicklung von Reiki als Praxis maßgeblich verändert haben.

Vor der Entstehung von Usui Reiki…

1865
Mikao Usui is geboren

1868
Beginn der Meiji Herrschaft

1870
Proklamierung des Shinto-Staates*:

*Shinto ist die einheimische Spiritualität Japans, bei der es um die Verehrung von Kami geht. Kami ist der Begriff für Geister oder Götter, die mit Naturphänomenen, Ahnen und bedeutenden Kulturstätten verbunden sind. Es betont die Harmonie mit der Natur, die rituelle Reinheit und die Achtung und Wertschätzung von Japans göttlichem Erbe. Unter Kaiser Meiji wurde Shinto zu einer patriotischen, nationalistischen Tradition gemacht, die die Loyalität gegenüber dem Kaiser und die göttliche Natur des japanischen Staates betonte. Der Kaiser wurde als göttliche Figur betrachtet und war für die Identität Japans von zentraler Bedeutung.

1914
Mataji Kawakami begründet die Heilmethode "Reiki Ryoho"

Im Jahr 1919 veröffentlicht er ein Buch darüber. Außerdem gibt es Belege dafür, dass vor Usui mindestens drei weitere Reiki-Stile entwickelt wurden (Reikan Tonetsu Ryoho, Senshin-ryu Reiki Ryoho, Seido Reisho-jutsu), von denen jedoch keiner öffentlich verbreitet und gelehrt wurde.

1908
Japan schränkt Auswanderungen in die U.S.A. ein..

1914
Japan schließt sich im ersten Weltkrieg den Alliierten an.

Der Beginn von Usui Reiki…

1922, März
Mikao Usui meditiert auf Mt. Kurama um inneren Frieden zu finden.

Am 21. Tag verliert er das Bewusstsein und erwacht mit der Fähigkeit Reiki durch einen Körper fließen zu lassen und weiterzugeben.

1922, April
Usui gründet die Reiki Ryoho Gakkai,
(Die Lern-Gesellschaft für das Usui-Heilsystem)

Bis heute ist die Gakkai eine geschlossene Gesellschaft, die nur ihren Mitgliedern zugänglich ist, und wo das alte, unveränderte Reiki praktiziert wird.

1923
Das große Kanto Erdbeben

Über 100.000 Menschen sterben und über 500.000 werden schwer verletzt. Usui reist nach Tokio, um bei der Heilung der Opfer zu helfen, was zur Bekanntheit von Reiki in Japan beiträgt.

1925
Chujiro Hayashi kommt zu Usui's Reiki Klinik.

Er beginnt dort seine Reiki Ausbildung. Hayashi war der letzte Meister, den Usui vor seinem Tod ausbildete.

1926
Mikao Usui stirbt an einem Schaganfall in Fukuyama

Nach Usui's Tod, eröffnet Hayashi eine Reiki Klinik in Tokyo (Reiki Kenyukai), und führt Usui’s Arbeit fort.

1931
Hayashi verlässt die Reiki Ryoho Gakkai.

Hayashi verlässt die Gakkai aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit den Mitgliedern und ihren Sichtweisen, wie Reiki gelehrt und praktiziert werden soll. Im Gegensatz zur Gakkai glaubt Hayashi, dass Reiki für alle zugänglich sein sollte. Er verlässt die Gakkai und lehrt und praktiziert Reiki weiterhin außerhalb der Gakkai.

Bild: Hayashi und seine Schüler in Tokio

Nach Usui’s Tod: Reiki im Schatten des Krieges

1935
Hawayo Takata kommt zu Hayashi's Reiki Klinik.

Sie wird etwa ein Jahr lang behandelt, bevor sie ihre Reiki-Ausbildung beginnt.

1937
Takata reist nach Hawaii (USA) und macht Reiki dort bekannt

1938
Takata wird als Reiki-Meister anerkannt.
Sie unterrichtet mit Hayashi zusammen in Hawaii.

1938
Chiyoko Yamaguchi beginnt ihre Reiki Ausbildung mit Hayashi in Daishoji,

Dieses Ereignis ist von entscheidender Bedeutung für die Bewahrung der ursprünglichen Wurzeln von Reiki (allerdings erst 61 Jahre später).

1940
Hayashi begeht Selbstmord (Seppuku).

Es wird vermutet, dass er sich aufgrund der inneren Konflikte für Sepukku entschied (auch bekannt als Hara-Kiri, was in Japan als ‘Ehrentod’ gilt). Diese Konflikte beruhen auf seine Rolle als Offizier im Zweiten Weltkrieg und der Tatsache, dass er auf Kriegsmission gegen dieselben Menschen gehen musste, denen er auch Reiki lehrte.

1941
Japan attackiert Pearl Harbor und tritt somit in den Zweiten Weltkrieg ein

Hiernach mobilisiert Japan seine Bevölkerung für das Militär. Alle spirituellen Praktiken und Gruppen werden mit pazifistischen Bewegungen in Verbindung gebracht und daher streng verboten. Ab diesem Zeitpunkt wurde Reiki nur noch heimlich praktiziert und die Bekanntheit von. Reiki ist in der Öffentlichkeit mehr und mehr verschollen.

1945
Die U.S.A. marschiert in Japan ein.

Alle alternativen Heilmethoden, die nicht aus dem Westen stammen, werden als illegal erklärt, was weiter zur Unterdrückung von Reiki beiträgt.

1946
Als Japan-Amerikanerin zieht Takata in die USA

Die Abänderung von Reiki unter der Führung von Takata…

Aufgrund der politischen Umstände ging Reiki mit den Jahren in Japan weitestgehend verloren. Die wenigen Personen, die es weiterhin im Geheimen praktizierten, waren die Mitglieder der Usui Reiki Ryoho Gakkai und einige wenige Familien, die die Ausbildung von Hayashi erhalten hatten (wie z.B. die Yamaguchis). Währenddessen verbreitete sich Reiki dank Hawayo Takata weiterhin im Westen - allerdings mit maßgeblichen Veränderungen.

Reiki’s Verlauf in den 1970ern:

Takata verändert die Lehren von Reiki und einige Details über Usuis Geschichte.

Aufgrund der politischen Spannungen, die nach dem Krieg weiterhin ihren Nachhall hatten, war die Einstellung der US-Bevölkerung gegenüber Japan negativ. Die USA und ihre Bevölkerung hätten alles abgelehnt, was in zu naher Verbindung mit Japan, seiner Spiritualität oder Praktiken steht. Dies ist höchstwahrscheinlich der Grund, warum Takata einige traditionelle Aspekte des Reiki entfernen musste, um seine Verbreitung im Westen fortsetzen zu können. Die eigentlichen Wurzeln von Reiki - die aus dem Shintoismus stammen - wurden durch Prinzipien ersetzt, die eher christlich geprägt sind. Sie änderte auch die Geschichte von Mikao Usui und erzählte der Öffentlichkeit und ihren Schülern, dass er ein christlicher Missionar war. Zusätzlich muss man beachten, dass Takata sehr spät damit begonnen hat Reiki zu lehren. Viele Jahre sind vergangen und sie konnte sich an vieles nicht mehr erinnern, da die Reiki Lehren damals nur mündlich und nicht dokumentiert weitergegeben wurden.

Was Takata an Reiki veränderte:

  • Entfernung des Byosen Scanning

  • Verringerung der Anzahl der Reiju (Einstimmungen) und ihrer Bedeutung

  • Entfernung verschiedener japanischer Praktiken zur Kultivierung von Ki (wie Hatsurei Ho, Seishin Toitsu, Mawashi, etc.)

  • Entfernung der „Reiki-Massage“-Technik (Ketsueki Kokan Ho)

  • Hinzufügen von Standard-Hand-Positionen

  • Hinzufügen von Gebeten

  • Hinzufügen vom dreimaligen Aussprechen des Namens eines Symbols, wenn es verwendet wird

  • Entfernung der Prinzipien von Kotodama

  • und mehr.

Weitere kritische Eriegnisse in den 70ern:

  • Takata beginnt, für den „Reiki-Meisterkurs“ 10.000,- US Dollar zu verlangen (entspricht heute einem Wert von etwa 60.000,- US Dollar). Dies schränkt die Verbreitung von Reiki stark ein.

  • Jeder, der unter Takata Reiki-Meister wird, muss einen Schwur ablegen, den gleichen Betrag (10.000,- US Dollar) für den Meisterkurs zu verlangen.

  • Takata führt ein „Meistersymbol“ ein (das japanische Kanji des Wortes „Daikomio“, was übersetzt „Große Erleuchtung“ bedeutet). Sie fügt es als Siegel zu den Zertifikaten ihrer Meisterschüler hinzu, als Symbol für ihre Erlaubnis, Reiki an andere weitergeben zu dürfen. Dieses Symbol war nie als „Heilungssymbol“ gedacht, dennoch haben Reiki-Praktizierende nach Takatas Tod begonnen, es als solches zu verwenden.

  • Takata stirbt im Jahr 1980. Bevor Takata verstarb, weihte sie insgesamt 22 Reiki-Meister ein, darunter auch Iris Ishikura (eine Verwandte von Takata). Unter allen Meistern war Iris die Einzige, die sich nicht an Takata’s Regel hielt und führte bezahlbare Preise für den Meister Grad ein. Dank Iris setzte Reiki seinen Weg nach Takata in den 80er Jahren fort.

Reiki’s Verlauf in den 80ern, 90ern und unter dem Einfluss der New Age - Bewegung…

Frühe 1980er

  • Als Mitglied der Johrei-Gemeinschaft (einer Religion, die ebenfalls spirituelle Heilpraktiken praktiziert) vermischt Iris in ihrer Heilpraxis einige Johrei-Elemente mit Reiki.

  • Iris gibt die Reiki-Meisterschaft an ihre Tochter Ruby und Arthur Robertson weiter. Ruby unterrichtet Reiki nicht weiter.

  • Arthur Robertson führt weitere Elemente in Reiki ein (wie z.B. tibetische Symbole) und zusammen mit Iris beginnen sie Reiki bei hunderten von Amerikanern zu unterrichten.

Späte 1980er
Die New-Age-Bewegung bringt orientalische spirituelle Konzepte in den Westen

An dieser Stelle beginnt ein Trend, moderne westliche Heilpraktiken mit alten orientalischen Konzepten zu vermischen. Das Chakra-Konzept aus Indien wird von New-Age-orientierten Reiki-Praktizierenden und -Meistern mit Reiki vermischt und in der Basis-Lehre von Reiki eingeführt. Später werden auch Kristalle in die Reiki-Praxis gebracht und sogar Aspekte des “Aura” Konzepts.

1990er

Die nun starke Verbreitung von Reiki im Westen, kombiniert mit der Tendenz, dass es von immer mehr westlichen Reiki-Meistern “modernisiert” wird, hat zur Entwicklung von Dutzenden neuen Versionen von Reiki geführt (Karuna-Reiki, Kundalini-Reiki, Dragon-Reiki, Rainbow-Reiki und viele mehr). Die ursprünglichen Wurzeln und Lehren von Reiki sind immer schwieriger zu erfassen.

Die Rückkehr des „alten japanischen Reiki“ - Jikiden Reiki

1999
Chiyoko Yamaguchi (eine der wenigen überlebenden Schüler und Reiki-Meister von Hayashi) beginnt damit, Reiki auf die alte Weise in Japan zu unterrichten.

Sie und ihr Sohn Tadao eröffnen das Jikiden Reiki Institut in Kyoto. „Jikiden“ ist das japanische Wort für „direkt gelehrt“ - was bedeutet, dass es nicht durch westliche Modifikationen gegangen ist.

2003
Chiyoko Yamaguchi verstirbt

Ihr Sohn Tadao Yamaguchi übernimmt das Jikiden Reiki Institut und unterrichtet weiter - bis zum heutigen Tag.

2010-Heute
Verbreitung der Geschichte von Reiki und die Rückkehr des „alten Reiki“

Dank der unermüdlichen Forschung und Hingabe an die wahre Reiki-Geschichte (die in den Büchern von Autoren und Reiki-Meistern wie Frank Arjava Petter, Masaki Nishina und anderen zu finden ist), kommen die einst vergessenen Wurzeln von Reiki, wie es in Japan praktiziert wurde, wieder ans Licht. Jikiden Reiki wird im Westen immer bekannter und gibt uns dadurch die Möglichkeit, Reiki auf traditionelle Weise zu erlernen und zu praktizieren.